Buchrezension „Das Lied des Achill“ 

Geschichten von Helden und Liebe sorgen seit der Antike, und wahrscheinlich schon noch früher, für Faszination bei ihrem Publikum und werden dadurch zeitlos. Ein Beispiel hierfür ist der Debütroman „Das Lied des Achill“ der nun preisgekrönten Autorin Madeline Miller, welcher 2011 im Verlag Bloomsbury Publishing erschien, mehr als 3.000 Jahre nach dem Tod seiner Hauptfiguren, Achill und Patroklus.  

Das Buch erzählt die Lebensgeschichte der beiden Griechen, welche durch ihre vermeintliche Teilnahme am Trojanischen Krieg und daraus resultierenden, zahlreichen Auftritten in Werken der Kunst und, am berühmtesten, der „Iliad“ bekannt geworden sind. Da die Geschichte überwiegend aus Patroklus‘ Sicht erzählt wird, beginnt das Buch auch in seiner Kindheit, in welcher er, damals noch unbewusst, zum ersten Mal Achill bei Spielen am Hofe seines Vaters trifft. Danach wird von der Schließung des Bündnisses vieler griechischer Könige erzählt, welche sich verpflichten, die Heirat zwischen Helena, der damals schönsten Frau der Welt, und ihrem Gatten zu schützen. Außerdem erfährt man, wie Patroklus an den Hof des Vaters von Achill, einem Prinzen, gegeben wird. Die zwei Jungen werden nach kurzer Zeit letztendlich beste Freunde und bleiben unzertrennlich, sogar als Achill auf einen weit entfernten Berg, inmitten eines Waldes, bei einem Zentauren zur Ausbildung geschickt wird, wohin Patroklus ihm folgt. Diese Freundschaft ist allerdings Achills Mutter ein Dorn im Auge, welche als einer der Antagonisten, wenn auch ein sehr dreidimensionaler, immer versucht, die beiden auseinanderzubringen. Auf Grund des vorher erwähnten Bündnisses, sind die Zwei jetzt auch gezwungen, in einen Krieg, den Trojanischen Krieg, einzutreten, was beide versuchen zu umgehen, indem sie sich schließlich auf einer Insel verstecken. Aus ihrer Freundschaft ist inzwischen auch mehr geworden, doch Achills Mutter schafft es, ihn an die Prinzessin der Insel zu verheiraten, mit welcher Achill letztendlich auch einen Sohn haben wird. Lange können sich die ausgebildeten Krieger allerdings nicht verstecken und so kommt es dann doch zu ihrem Kriegseintritt. Auch hier kommt es zu Problemen und schlussendlich weigert sich Achill, weiterzukämpfen. Patroklus, der barmherzigere von beiden, kann es nun nicht mehr aushalten und überredet Achill, ihm seine Rüstung auszuborgen, sodass er Achills Truppen anführen kann. Hier ist der Höhepunkt der Geschichte erreicht und der tragische Teil des Buches wird seinen Lauf nehmen.  

Ein Werk voller perfekt balancierter Innuendos, welche allen, die den Mythos kennen, das Herz brechen, und denen, denen die Geschichte neu ist, ein trügendes Gefühl von Sicherheit verschaffen. Der Leser muss sich nicht in der griechischen Antike auskennen, um ohne Probleme einsteigen zu können und doch wird sich niemand langweilen, selbst wenn er die „Iliad“ schon dreimal gelesen hat. Die berühmten Charaktere des homerischen Epos werden aus einem neuen Licht bestrahlt und bekommen auf einmal menschliche Züge und Tiefe. Kaum einer ist vollkommen gut oder vollkommen schlecht, und so schafft Madeline Miller es, Sympathie und Verständnis für die Antagonisten neben Groll und Zorn auf die Helden aufzubauen. Durch ihre dreidimensionalen Figuren lässt sie ihre Leser Bindungen zu diesen aufbauen, wodurch das tragische Ende auf einmal viel realer und erschütternder wirkt als in den meisten Büchern. Auch wenn die historische Exaktheit an manchen Stellen zu wünschen übriglässt, wenn man das bei einem über 3.000 Jahre alten Mythos überhaupt so sagen kann, so eignet sich das „Lied des Achill“ doch hervorragend, um sein klassisches Hintergrundwissen aufzufrischen. Allerdings ist hier anzumerken, dass es empfehlenswert wäre, „The Silence of the Girls“ von Pat Barker danach zu lesen, um eine andere Sicht auf die „Helden“ des Trojanischen Kriegs zu sehen. Hiermit gibt es eine klare Leseempfehlung für das „Lied des Achill“. 

Klara Hartmann, Q11